Vermehrung
In diesem Bereich unserer Homepage finden Sie weiterführende Informationen zu ausgewählten Vermehrungsmethoden wie Pfropftechniken und die Aussaat...
Selber ausprobieren
Die Ansaat
Im Wesentlichen bestehen 2 Methoden zur Vermehrung von Kakteen. Die Ansaat und die Stecklingsvermehrung. Zur Vermehrung von großen Pflanzenmengen sind Stecklinge ungeeignet, da es dabei leicht zu einer genetischen Verarmung der Bestände kommen kann. Ein viel besseres Mittel ist da die Vermehrung durch Samen, wodurch man einfacher zu sehr seltenen, als Fertigpflanzen nicht erhältlichen Gattungen kommen kann. Kakteen besitzen mitunter sehr unterschiedliche Samen, die sich in Keimwilligkeit, Größe und Aussehen unterscheiden. Vor einer Ansaat ist es wichtig, sich über das zu erwartende Wachstum der jeweiligen Gattung zu informieren. Die Samen keimen oft sehr leicht, und rasch, benötigen aber Jahrzehnte bis sie eine gewisse Größe und Blühreife erreichen. Die Keimfähigkeit von Kakteensamen liegt zwischen einigen Monaten (z.B. Astrophyten) und einem Jahrzehnt (z.B. einigen Opuntien und Ariocarpen).
Man erhält die Samen bei Kakteenhändlern und im Fachhandel, oder verwendet Samen von eigenen Pflanzen. Sieht man von den selbstbestäubenden Arten (wie Failea oder Rebutia) ab, benötigt man dazu idealerweise zwei Elternpflanzen, die vom Erbgut unterschiedlich sein sollen. Zur Bestäubung verwendet man einen feinen Pinsel, mit dem man die Staubgefäße aus einer Blüte entnimmt, und in die andere Blüte überträgt. Bei mehreren unterschiedlichen Bestäubungen benötigt man auch unterschiedliche Pinsel, die nach Beendigung der Arbeit gründlich gereinigt werden. Nach erfolgter Bestäubung entwickeln sich an der Pflanze Samenkapseln oder Früchte (Beeren) – so sie erfolgreich war -, die die einzelnen Samen enthalten. Platzen die reifen Samenkapseln auf kann der Samen entnommen werden. Es ist darauf zu achten, dass der Samen von eventuell anhaftendem Fruchtfleisch der Beere befreit wird, da es sonst leicht zur Fäulnisbildung während der Keimung kommt. Als nächstes gibt man den Samen in ein Leinensäckchen, Stofftaschentuch oder in einen Kaffeefilter aus Papier, und reinigt ihn unter fließendem Wasser. Nun kann der Samen an der Luft getrocknet werden.
Es ist sehr wichtig, dass das Aussaatsubstrat nie vollständig austrocknen kann. Die Samen benötigen zur Keimung eine hohe Luftfeuchtigkeit, und ein mäßig feuchtes Substrat. Geeignete Ansaatkästen sind in unterschiedlichen Größen und Aufmachungen im Fachhandel erhältlich oder können mit etwas Geschick auch selbst gebaut werden. Die Verwendung einer thermostatgeregelten Bodenheizung (Heizkabel, Heizmatte), erleichtert das Erreichen und die Konstanthaltung der für die Keimung erforderlichen Temperatur. Man sorgt für geeignete Saatschalen (Pflanztöpfe, Ansaatschalen,) und reinigt diese gründlich (z.B. in 0,1% Chinosollösung). Nun wird das Ansaatsubstrat eingefüllt und gut durchfeuchtet. Die oberste Schicht besteht aus rein mineralischen Komponenten (z.B. Ziegl-, oder Lavagrus) in einer Körnung von 1-2 mm, um Pilzbefall zu verhindern. Nachdem die Samenkörner darauf gleichmäßig verteilt sind, werden diese leicht in das Substrat eingedrückt. Die Samenkörner (Lichtkeimer) sollen einen guten Kontakt zum feuchten Untergrund haben, aber sollen nicht vollständig abgedeckt sein. Will man einem Pilzbefall entgegenwirken, kann der Samen zuvor gebeizt werden. Vorsicht – einige Beizmittel besitzen eine keimhemmende Wirkung! Die ideale Keimtemperatur liegt zwischen 20°C und 30°C, es gibt aber auch frostkeimende Samen, die vor der Ansaat kühl gelagert (Kühlschrank) werden müssen.
Die für eine erfolgreiche Aussaat benötigte Lichtmenge wird durch helle Aufstellung des Ansaatkästchens (nicht vollsonnig), bzw. durch eine Zusatzbeleuchtung (Warmton-Pflanzenlicht-Leuchtstoffröhre) erreicht. Die Keimzeit ist recht unterschiedlich, und geht von einigen Tagen bis zu einigen Wochen. Haben die Sämlinge eine Größe entwickelt, in der sie sich bereits selbst bedrängen, können sie pikiert (in ein neues Substrat, mit größeren Abstand zueinander verpflanzt) werden.
Gefäße reinigen
Samen vorbereiten
Ansaatgefäße vorbereiten
Samen ordnen
Ansaatsubstrat einfüllen
Substrat befeuchten und Ansäen
Ansaatschalen bewässern
Wärme und Licht
Keimung abwarten
Keimung erfolgt
1. Pikierung
2. Pikierung
Sämlinge wachsen
Sämlinge können in Töpfe verpflanzt werden
Die Stecklingsvermehrung
Dabei schneidet Teile der Mutterpflanze (Kindel, „Blätter“ von Phyllokakteen, Kopfstücke von Cereen,…) mit einem scharfen Messer ab. Da die neuen Wurzeln dieser Schnittlinge stets nach unten streben, sollten die Stecklinge mit der Schnittfläche nach unten gelagert werden. Die Schnittfläche muss dabei sorgfälltig abtrocknen. Ist dies geschehen, kann die Pflanze wieder eingetopft werden. Die Abtrocknungszeit kann dabei bei größeren Pflanzen einige Monate erfordern. Im den Vorgang der Bewurzelung zu beschleunigen, kann ein Bewurzelungspulver (z.B. Seradix B2) verwendet werden. Die erste Zeit darf das Substrat, bis zur Ausbildung von Wurzeln, nur leicht angefeuchtet werden.
Das Pfropfen
Dieses Verfahren wird zur Vermehrung bzw. zur Erhaltung wertvoller Arten verwendet. Es wird auch angewendet, wenn sich die zu pfropfende Art auf eigener Wurzel als besonders empfindlich gilt. Beim Pfropfen wird die zu pfropfende Pflanze (Pfröpfling) und die meist robustere Unterlage (Pfropfunterlage) entsprechend zugeschnitten und unter mäßigen Druck in der Art vereinigt, dass sich möglichst große Bereiche beider Leitbündel überlagern. Gerne werden Gummibänder oder eine Pfropffeder (siehe Querpfropfung) dazu verwendet, um den notwendigen Anpressdruck über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten.
Man dosiert den Anpressdruck abhängig von Art und Größe der verwendeten Pflanzen nach Gefühl. Um das Herausdrücken des Pfröpflings bei Spaltpfropfungen zu verhindern, können die Pflanzen durch längere, entsprechend kräftige Kakteendornen miteinander verbunden werden. Die Unterlage wird am Besten unmittelbar unter dem beginnenden Jahresneutrieb abgetrennt. Abgesehen von Notpfropfungen gilt als günstigste Pfropfzeit das erste Wachtumsdrittel der Pfropfunterlage - beide Teile (Pfröpfling und Unterlage) sollen im Trieb sein. Als Pflegeerfordernisse für die nun gepfropfte Pflanze gelten allgemein die Pflegeanforderungen (ausgenommen Winterhärte) der Unterlage.
Beispiele für Pfropfunterlagen:
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Hylocereus adustus
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Hylocereus trigonus
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Opuntia bergeriana
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Pereskopsis
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Trichocereus macrogonus
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Trichocereus pachanoi
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Trichocereus pasacana
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Trichocereus spachianus
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Selenicereus
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Echinopsis
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Ferocactus glaucescens
Beispiele für Pfropfungen: